DschungelClan
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~ Leseproben

Hier stehen Leseproben von Aktuellen Büchern aus der Warrior Cats welt.

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PROLOG

IN DER UNTERGEHENDEN SONNE schimmerte der Felsvorsprung wie Bronze. Ein gelber Kater saß auf dem Felsen. Sein Fell sah aus, als würde es in Flammen stehen, während die Schatten hinter ihm länger wurden. Es war ein guter Tag gewesen. Er hatte ausreichend Beute gefunden, um sich den Bauch zu füllen, und Schmetterlinge gejagt an einem Bach mit klarem Wasser, das nach den Bergen schmeckte. Unter ihm war ein Riss im Felsen, und hier oben war er vor neugierigen Füchsen geschützt, zumal der Wind aus der richtigen Richtung wehte – ein guter Platz für die Nacht. Er legte sich hin und genoss die frische Brise in seinem Fell. Die Kühle kündigte den bevorstehenden Blattfall an und erregte ihn. Die Beute würde Fett ansetzen, um sich für die folgende lange, kalte Zeit zu wappnen. Er leckte sich das Maul in Vorfreude auf die kräftigeren Aromen und das weichere Fleisch. Er fürchtete die Kälte nicht mehr. Seine Jagdtechniken waren mit jedem Blattwechsel besser geworden. Nur eine sehr grausame Blattleere könnte ihm jetzt noch Hunger bescheren. Er blickte nach unten, entdeckte eine Bewegung in den Schatten am Boden. Ein silberner Pelz. Vertraut? »Wer ist da?« Grüne Augen spähten zu ihm hinauf, die er sofort erkannte. »Nadelschweif!« Schnurrend kletterte er die Felsen

hinab und blieb stehen. »Ich hab dich ewig nicht gesehen. Wie geht es dir?« Die Kätzin tappte um ihn herum, ihr Pelz zuckte. An ihrem abwesenden Blick sah der Kater, dass Nadelschweif besorgt war. Er sah sie freundlich an, um sie aufzumuntern. »Was ist passiert? Setz dich und erzähl es mir.« Sie blieb stehen und starrte ihn mit traurigen Augen an. Mit kribbelndem Pelz wartete der Kater, dass sie etwas sagte. »Es ist zu schrecklich«, knurrte sie, Wind zauste ihr Fell. Der Kater strich um sie herum und glättete mit seinem Pelz den ihren. Er spürte, wie ihre Anspannung nachließ. »So schlimm kann es doch gewiss nicht sein, oder?« Nadelschweifs Unbehagen schien nachzulassen, müde ließ sie sich nieder. Er hockte sich neben sie und folgte ihrem Blick zum fernen Horizont. Er spürte ihre Knochen und wie mager sie geworden war. »Was ist geschehen?«, fragte er leise. »Ich war so dumm«, miaute sie. »Ich habe der falschen Katze vertraut. Viele mussten leiden. Ich muss das wiedergutmachen.« Sie blickte dem Kater in die Augen. »Wirst du mir helfen?« »Ich helfe dir, so gut ich kann.« Er blinzelte sie eifrig an, dann hielt er inne. Plötzlich sah er die verborgenen Schatten in den Tiefen ihrer glasigen Augen. Beunruhigt setzte er sich auf und musterte ihren silbernen Pelz. Ein schwaches Leuchten ging von ihr aus. Es war ein Leuchten, das er schon häufiger gesehen hatte, aber nicht bei Nadelschweif. Die feurigen Sonnenstrahlen hatten es verborgen, aber jetzt, da die Dunkelheit einsetzte und die Schatten tiefer wurden, war es deutlich zu

erkennen. Nadelschweif schimmerte, als würde ein Mond in ihr leuchten. Sein Herz schmerzte tief betrübt. »Nadelschweif«, hauchte er, »wie bist du ums Leben gekommen?«


1. KAPITEL

»BEEIL DICH, ZWEIGPFOTE!« Efeusees Miauen schallte durch den Wald. Pst! Zweigpfote schnippte verärgert mit dem Schwanz. Eine Maus schnupperte im frisch gefallenen Laub einer Eiche, sie sah sie in den Schatten einer Wurzel. Die Maus erstarrte, als Efeusees Miauen durch die Stille gellte. Zweigpfote regte sich nicht, erst als die Maus weiter in den Blättern wühlte, ließ ihre Spannung nach. Sie sprang und spürte bei der Landung das weiche Fleisch der Maus zwischen ihren Krallen. Nach einem schnellen Todesbiss hob sie den schlaffen Körper mit den Zähnen auf und kehrte zu den anderen zurück. Efeusee zerrte eine Drossel – einen früheren Fang – unter einem Farnbüschel hervor. Funkenpelz schritt hinter Rauchklang auf und ab und Kirschfall döste auf einem warmen Flecken in der späten Nachmittagssonne. Zweigpfote warf ihre Maus auf den Beutehaufen, den sie zusammengetragen hatten. Löwenglut saß aufrecht da, blickte starr in den Wald und schien nach Gefahren Ausschau zu halten. »Ich versteh nicht, was du befürchtest«, schnaubte Funkenpelz. »Die Streuner sind weg und alle übrigen Clan-Katzen sind in unserem Lager.«

»Nicht alle Clan-Katzen«, korrigierte Efeusee. »Der SchattenClan ist schon vor Sonnenaufgängen nach Hause zurückgekehrt«, fügte Rauchklang hinzu. »Trotzdem treten sich immer noch der halbe FlussClan und ein ganzer neuer Clan in unseren Bauen auf die Schwänze.« Funkenpelz plusterte ihr Fell auf. »Ich hab keine Lust mehr, unter Farnwedeln zu schlafen und einem FlussClan-Krieger mein Nest zu überlasen. In einem Mond sind die Farne verschrumpelt und ich muss dann in der Kälte liegen.« »Schilfbart braucht dein Nest«, erinnerte sie Rauchklang. »Er muss sich immer noch von seiner Gefangenschaft bei den Streunern erholen.« »Allzu lange wird er da auch nicht mehr bleiben«, miaute Efeusee. »Nebelstern sagt, dass der FlussClan sein Lager fast wiederaufgebaut hat. Sie werden bald heimkehren können.« »Und der WolkenClan?«, wollte Funkenpelz wissen. Löwenglut antwortete, ohne den tiefen Wald aus den Augen zu lassen. »Der WolkenClan wird auch bald weggehen.« »Aber wohin? Sie haben doch kein Zuhause.« Kirschfall stand auf. »Darüber werden die Anführer der Clans auf der nächsten Versammlung entscheiden«, antwortete Löwenglut. Funkenpelz kribbelte das Rückenfell. »Wie sollen sie das denn machen? Wo wollen sie das neue Territorium für den WolkenClan hernehmen?« »Das Gelände um den See reicht nicht für einen weiteren Clan.« Kirschfall spähte zu Zweigpfote hinüber. Zweigpfote hätte sich am liebsten in ihrem Pelz verkrochen. Wollte die rote Kätzin ihr dafür die Schuld geben? Ich habe den WolkenClan gefunden und hierhergebracht. Anfangs war

sie darauf so stolz gewesen, aber inzwischen hackte jede Katze deshalb wie eine Krähe auf ihr herum. Das Lager war überfüllt, doch wo sollte der WolkenClan denn sonst leben? Dabei gehört mein Vater zum WolkenClan. Ich habe jetzt eine Familie. Trotz des freudigen Gedankens krochen Sorgen durch Zweigpfotes Bauch. Vielleicht war ich zu egoistisch, als ich sie zum See brachte. Vielleicht gibt es nicht genug Platz für einen zusätzlichen Clan. »Wer wird freiwillig Territorium abgeben, um für sie Platz zu machen?« Funkenpelz starrte Löwenglut an, als ob der goldene Kater eine Antwort wissen müsste. Der schüttelte den Kopf. »Lassen wir den SternenClan entscheiden.« »Der SternenClan wollte, dass sie zurückkommen.« Kirschpfote betastete die Beute des Tages. »Dann muss der SternenClan für sie auch einen Ort finden, an dem sie leben können.« Rauchklang trat von einer Pfote auf die andere. »Wenigstens läuft die Beute gut«, miaute er. »Ich hoffe nur, dass unser Fang ausreicht, um heute Abend jede Katze satt zu kriegen.« »Brombeerstern hat heute fünf Jagdpatrouillen ausgeschickt«, erinnerte Efeusee. »Der FlussClan wird auch Beute mitbringen, wenn sie nach der Arbeit in ihrem Lager zurückkommen.« »Falls sie zurückkommen«, korrigierte Funkenpelz verächtlich. »Gestern ist Nebelstern mit ihrer Patrouille ganz weggeblieben.« Zweigpfote spürte einen ärgerlichen Stich. »Ich dachte, du wolltest, dass sie wegbleiben.« Warum war Funkenpelz so mürrisch? Sonst sah sie doch alles so positiv. »Du müsstest doch froh sein, dass sie nicht zurückgekommen sind.«

Rauchklang schnippte abwehrend mit dem Schwanz. »Bringen wir unsere Beute nach Hause.« Sie packte eine Spitzmaus und eine Wühlmaus bei den Schwänzen. »Gute Idee.« Efeusee nahm ihre Drossel zwischen die Zähne. Zweigpfote schnappte sich ihre Maus. Mit vollem Mund kann Funkenpelz wenigstens nicht mehr meckern. Löwenglut, Kirschfall und Rauchklang sammelten die restliche Beute ein, dann machten sie sich gemeinsam auf den Rückweg zum Felsenkessel. Am Lagereingang wartete Zweigpfote, bis der Rest der Patrouille durch den Dornentunnel geschlüpft war. Die Zweige kratzten an ihrem Pelz, als sie ihm folgte. Am anderen Ende hockten die Katzen schwatzend wie ein Schwarm Sperlinge auf der Lichtung. Gerüche wehten um sie herum. FlussClan- und WolkenClan-Gerüche vermischten sich mit dem ihrer eigenen Clan-Gefährten. Außerdem hing eine schwache SchattenClanNote noch immer an den Sträuchern am Rand des Lagers. Wie sonst auch lagen die WolkenClan-Krieger beim Schülerbau und fingen die letzten Strahlen der späten Blattfallsonne ein, bevor sie hinter dem Felsenkamm verschwand. Zwei Schüler, Taupfote und Flossenpfote, trainierten Kampftechniken auf der Lichtung, während Schilfpfote die unbeholfenen Sprünge und Drehungen ihrer Brüder liebevoll verspottete. Blattfall war sehr schnell gekommen, über dem Kessel wehten die Blätter von den Bäumen und schwebten sacht zu Boden. Auf der Suche nach ihrer Familie – Habichtschwinge, Blütenherz und Veilchenpfote – ließ Zweigpfote den Blick über den WolkenClan schweifen. Als der SchattenClan vor einigen Sonnenaufgängen aufgebrochen war, um in sein eigenes

Territorium zurückzukehren, hatte Eschenstern Veilchenpfote erlaubt, noch zu bleiben, um mehr Zeit mit ihrem Vater und ihrer Schwester zu verbringen. Zweigpfote genoss es, mit ihrer Familie im gleichen Lager zusammen zu sein, und als sie ihre Pelze nirgendwo zwischen den anderen entdecken konnte, fragte sie sich mit einen ängstlichen Kribbeln, wo sie wohl sein mochten. Sie litt ständig unter der Furcht, sie wieder zu verlieren. Blattstern stand bei ihrem Clan. Zweigpfote begegnete ihrem Blick. Die braun und cremefarben getigerte WolkenClan-Anführerin musste die Besorgnis in ihren Augen gesehen haben, denn sie deutete mit einem Nicken auf den Heilerbau. »Erlenherz untersucht Habichtschwinge!«, rief sie über das Stimmengewirr hinweg. »Veilchenpfote hat ihn begleitet.« Zweigpfotes Pelz kribbelte vor Besorgnis. »Geht es ihm nicht gut?« »Keine Sorge«, schnurrte Blattsee. »Erlenherz will uns heute alle untersuchen. Ich glaube, eure Heilerkatze genießt es, uns mit Kräutern zu füttern.« Die WolkenClan-Kätzin Blütenherz, eine Wurfgefährtin ihres Vaters, wie Zweigpfote gerade erst erfahren hatte, hob den Kopf. »Er behauptet, wir würden dann schneller zu Kräften kommen, aber ich glaube, er will nur sehen, wie wir das Gesicht verziehen, wenn wir sie schlucken.« Draußen vor der Kinderstube schüttelte sich Bienenwolke. »Ich will keine Kräuter mehr essen, bevor meine Jungen geboren sind«, miaute sie angewidert. Sie musterte ihren gerundeten Bauch. »Da drin ist auch ohne Kräuter kaum genug Platz für sie.« Blumenfall lag neben ihr. »Sei froh, dass deine Jungen noch

in deinem Bauch sind.« Während sie das sagte, kletterten Zweigjunges und Adlerjunges über ihre Mutter hinweg und wuselten hinter Pflaumenjunges und Schalenjunges her, die zwischen den übrigen Katzen hindurchsausten und vor Begeisterung quiekend Krieger und Beute spielten. Blumenfall schnurrte laut. »Du siehst ja, wenn sie erst mal da sind, findest du keine Ruhe mehr.« Zweigpfote spürte ein nagendes Gefühl in der Magengrube und eilte zum Frischbeutehaufen. Eine Gruppe FlussClanKatzen saß unter der Hochnase zusammen. Schilfbart, Minzfell, Farnpelz und Eisflügel, die bei Dunkelschweif und seinen Streunern in Gefangenschaft gewesen waren, sahen immer noch dünn und hohläugig aus nach den erlittenen Strapazen. Sie hatten hungern müssen und ihre eiternden Wunden waren nicht versorgt worden. Jetzt blieben Seeherz und Malvennase fürsorglich an ihrer Seite, während Maulbeerglanz wieder eine klebrige Paste in Minzfells Kratzer leckte. Die DonnerClan-Patrouillen waren auch wieder im Lager eingetroffen. Beerennase und Mohnfrost verzehrten Beute beim Kriegerbau, Lichtherz und Wolkenschweif gaben sich in ihrer Nähe die Zunge. Häherfeder hatte den Heilerbau verlassen und half Wurzellicht bei ihren Übungen. Birkenfall stand irgendwie verloren mitten auf der Lichtung. Mit gerecktem Hals ließ er seinen suchenden Blick über die zahllosen Pelze schweifen, schnurrte dann freudig, als er Weißflug entdeckte, und eilte zu ihr. Während sich Zweigpfote einen Weg zwischen den auf der Lichtung liegenden Katzen bahnte, schlüpfte Graustreif aus dem Ältestenbau. Die Wände aus Geißblattzweigen hinter ihm wölbten sich, als Katzen drinnen im Bau rumorten.

Moospelz, der FlussClan-Älteste, und zwei Katzen vom WolkenClan richteten dort ihre Nester ein. Graustreif schüttelte sein Fell. »Frische Luft!«, grummelte er erleichtert. »Da drin ist es so stickig, dass sogar die Flöhe rauswollen.« Sein Miauen ging im Geplapper der übrigen Katzen unter. Nur Brombeerstern auf der Hochnase fing den Blick des Ältesten auf und nickte ihm mitfühlend zu. Endlich hatte Zweigpfote den Frischbeutehaufen erreicht und ließ ihre Beute fallen. »Hast du das gesehen?« Maulwurfbart war schon da. »Der FlussClan hat Frösche mitgebracht.« Er starrte auf die glatten, fetten Kreaturen zwischen der pelzigen Waldbeute. Zweigpfote rümpfte ihre Nase. »Vermutlich mögen sie so was.« »Solange wir das nicht essen müssen«, schnaubte Maulwurfbart. Kirschfall ließ ihr Kaninchen auf den Haufen fallen. »Wenigstens haben sie irgendwas gefangen.« Sie spähte vielsagend zu den WolkenClan-Katzen hinüber. »Einige unserer Gäste sind nach wie vor zu schwach zum Jagen.« Zweigpfote sträubte den Pelz. »Dafür können sie nichts. Sie haben viel durchgemacht.« Efeusee strich vorbei und legte ihren Fang auf den Boden. »Häherfeder hat ihnen Ruhe verordnet, bis sie wieder zu Kräften gekommen sind.« Kirschfall knurrte. »Und wer hilft uns, wieder zu Kräften zu kommen, wenn wir den halben Wald durchgefüttert haben?« Nachdem Löwenglut und Rauchklang ihre Beute dazugelegt hatten, sah Löwenglut Kirschfall streng an. »Jammern hilft ganz bestimmt nicht weiter.«

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1. KAPITEL

HABICHTPFOTE SCHNURRTE SCHLÄFRIG. Er genoss die warme Sonne auf dem Pelz. Zusammengerollt lag er unter einem Felsen, den dunkelgrauen Schwanz über die Pfoten gelegt. Als er tiefer in den Schlaf sank, zuckten seine Schnurrhaare, er träumte davon, sich im Gebüsch oberhalb der Schlucht an Beute anzupirschen. »Miau!« Habichtpfote wurde jäh aus dem Schlaf gerissen, als ein rotes Fellbündel auf ihm landete und ihm die spitzen Krallen in die Rippen stieß. Er nahm den vertrauten Geruch seines Wurfgefährten Dämmerpfote wahr. »Runter von mir!«, maunzte Habichtpfote, stieß Dämmerpfote von sich und schüttelte sich das zerzauste Fell. »Was ist denn in dich gefahren? Ich habe so schön gedöst.« »Wach auf, du Faulpelz!«, miaute Dämmerpfote. »Wolkenpfote, Kieselpfote und ich haben die beste Idee aller Zeiten!« Verschlafen kniff Habichtpfote die Augen zusammen. Was ist es diesmal? Ständig nervt Dämmerpfote mich mit seinen tollen Plänen und meistens heißt es: »Komm, wir stibitzen Zweibeinerfressen!« Schon als Junges war Dämmerpfote ganz versessen auf Zweibeinerbeute und war bereit, die dümmsten Dinge zu tun, um etwas davon zu bekommen. Echt jetzt,

dachte Habichtpfote und zuckte mit den Schnurrhaaren. Der hat doch Bienen im Kopf. »Also schön«, murmelte Habichtpfote und gähnte herzhaft. »Sag, schon, was der tolle Plan ist.« »Kieselpfote hat gesehen, wie Zweibeiner geflochtene Zweige zum Blattgrüne-Zweibeinerort gebracht haben.« Dämmerpfote hopste aufgeregt auf und ab und riss begeistert die Augen auf. »Du weißt ja, was das heißt.« Habichtpfote seufzte gelangweilt. Ich habe es kommen sehen. »Zweibeinerfressen.« Im gleichen Moment quiekte Dämmerpfote aufgeregt. »Zweibeinerfressen! Schon eine Weile her, seit Kieselpfote die Zweibeiner gesehen hat. Inzwischen sind die bestimmt weg. Aber die Reste liegen garantiert noch herum!« »Pass bloß auf, sonst verwandelst du dich selbst noch in einen Zweibeiner«, neckte Habichtpfote. »Dein Fell wird sich lichten, nur oben auf dem Kopf wird es wild und buschig. Dann fängst du an, auf den Hinterläufen zu laufen und dich in Monstern fortzubewegen …« »Als ob, du dummer Fellball!«, protestierte Dämmerpfote. »Du bist ganz versessen auf ihr Fressen, dabei schmeckt es nicht mal besonders«, entgegnete Habichtpfote. »Und wie willst du überhaupt an Wespenbart vorbeikommen? Ganz zu schweigen von Ziegensturm und Pflaumenweide. Denen wird es nicht gefallen, dass sich ihre Schüler heimlich davonschleichen. Pechkralle würde mir das Fell aufschlitzen, wenn ich so dämlich wäre, mitzumachen.« »Die bekommen das gar nicht mit«, miaute Dämmerpfote und schlug verächtlich mit dem Schwanz. »Alle Krieger haben sich mit Frischbeute den Bauch vollgeschlagen und machen

ein Nickerchen unter dem Großen Felshaufen. Wenn wir uns schnurstracks aufmachen, sind wir zurück, bevor unsere Mentoren aufwachen und uns vermissen.« Habichtpfote bemerkte, dass seine Schwester Wolkenpfote und die braun-weiß gefleckte Kätzin Kieselpfote ein paar Schwanzlängen entfernt außer Hörweite standen. Kieselpfote scharrte ungeduldig im Sand, hatte offensichtlich keine Lust, noch länger auf Dämmerpfote zu warten. »Nun mach schon!«, fauchte sie. »Soll Habichtpfote doch hierbleiben, wenn er so eine ängstliche Maus ist.« Daraufhin stieß Habichtpfote ein tiefes Knurren aus. »Als ob ich mitkäme, wenn sie dabei ist.« »Ich weiß ja, dass du sie nicht magst«, miaute Dämmerpfote leise und blickte von Habichtpfote zu Kieselpfote, »aber du solltest sie besser kennenlernen. Ihr seid euch ganz schön ähnlich: beide so schwierig wie ein tollwütiger Fuchs. Also, kommst du jetzt mit oder nicht?« Habichtpfote fauchte verärgert. Mit Kieselpfote hatte er nun gar nichts gemein. Sie war ja wohl die nervigste Katze im ganzen Clan. Sie stolziert umher, als wäre sie sonst wer, dabei ist sie bloß eine Schülerin, genau wie wir. »Nein, danke«, blaffte er. »Lass mich einfach in Ruhe!« »Musst du immer gleich aus dem Pelz fahren?«, fragte Dämmerpfote. »Mit deinem aufbrausenden Temperament handelst du dir eines Tages noch mal richtig Ärger ein.« Von seinem Bruder, der nichts als Unfug im Kopf hatte, zurechtgewiesen zu werden, brachte Habichtpfote noch mehr auf. »Nein, du bist derjenige, der sich Ärger einhandelt, weil du dich wegschleichst, um Zweibeinerfressen zu stehlen.« Dämmerpfotes Augen blitzten schelmisch. »Das lohnt sich

aber! Zweibeinerfressen ist lecker. Aber mach, was du willst. Wir gehen jedenfalls.« »Schön«, schnaubte Habichtpfote. »Viel Spaß.« Und viel Glück, wenn ihr später erklären dürft, wo ihr wart. Als er seinen Bruder mit Kieselpfote und Wolkenpfote davonflitzen sah, verpuffte sein Ärger langsam. Er gähnte. Zum Glück war seine Schwester Blumenpfote wenigstens vernünftig und machte da nicht mit. Er rollte sich wieder zusammen, legte den Schwanz über die Nase und schloss die Augen. Vielleicht kann ich jetzt endlich in Ruhe mein Nickerchen machen. Die schlanke, schwarze Gestalt seiner Mentorin kam vor ihm zum Stehen. Sie sah sich zu ihm um. »Warte du hier, während ich die Duftmarkierungen erneuere.« Habichtpfote tat, wie ihm geheißen, und spitzte die Ohren, falls Beute in der Nähe war. Wie wohl Dämmerpfotes Zweibeinerfressen-Abenteuer ausgegangen war? Als Habichtpfote mit Pechkralle das Lager verlassen hatte, waren sein Wurfgefährte und die anderen beiden von ihrem Streifzug noch nicht zurückgekehrt. Vermutlich haben sie über das Fressen die Zeit vergessen. Mäusehirne. Beim Gedanken, dass Dämmerpfote in Schwierigkeiten stecken könnte, lief es ihm dennoch eiskalt übers Fell. Immer macht er Blödsinn und hält sich an keine Regel! Ich habe ihn lieb, aber wenn er einmal ein Krieger sein will, muss er ein wenig ernsthafter werden. Habichtpfote fand es ungerecht, dass er immer sein Bestes gab und Dämmerpfote mit jedem Mist durchkam. Wenn er sich ein paar Sonnenaufgänge lang mit den Marotten der Äl

testen rumschlagen müsste, würde er sich vielleicht mehr anstrengen. Als Pechkralle zurückkehrte, schnupperte sie überrascht. »Riechst du das?«, fragte sie. Habichtpfote öffnete das Maul, um die Luft zu prüfen. Ein unbekannter Geruch umfing ihn. »Beim Großen SternenClan! Was ist das denn?«, rief er. »Weiß ich nicht.« Habichtpfote blinzelte überrascht. Ich dachte, Pechkralle weiß alles, auch wenn sie bloß eine Tageslichtkriegerin ist! »Meinst du, hier in der Schlucht treibt sich ein neues Tier herum?«, fragte er und versuchte, das Zittern in der Stimme zu unterdrücken. Ihm wurde auf einmal ganz mulmig. »Könnte sein«, entgegnete Pechkralle. »In der Nähe von dem Ort, wo meine Zweibeiner ihren Müll hinbringen, habe ich den Geruch schon ein paarmal gewittert. Aber bislang noch nie in unserem Territorium.« »Was wollen wir jetzt tun?« Pechkralles Ohren zuckten. »Erst mal gar nichts. Gegen einen Geruch kann man schlecht kämpfen. Doch wir melden es Blattstern und warnen auch die anderen, die sollen sich vor einem fremden Tier vorsehen. Könnte ja gefährlich sein.« So wie das stinkt, kann es nichts Gutes verheißen! Habichtpfote sog die verpestete Luft tief ein, um sich den Geruch einzuprägen. Auf einmal nahm er einen weiteren, seltsam bitteren Duft wahr und rümpfte die Nase. Auch Pechkralle hatte die Ohren aufgestellt und hielt die Nase in die Luft. »Was ist das? Noch ein Tier?«, fragte er. Pechkralle schüttelte den Kopf. »Für mich riecht es wie Feuer. Hoffentlich irre ich mich.« Abermals schnupperte sie.

»Es kommt vom Zweibeinerort. Diese Mäusehirne! Ständig machen sie Feuer, um ihr Essen reinzustecken. Lass uns mal nachsehen, ob sie das Feuer auch im Griff haben. Folge mir.« Habichtpfotes Bauch fühlte sich an, als hätte er ein ganzes Nest voller Spatzen verschluckt. Dorthin wollten doch Dämmerpfote und die anderen! Ob sie noch da sind? Bestimmt sind sie schon längst weg … oder? Er hatte noch nie Feuer gesehen, aber er hatte genügend Geschichten von den Ältesten gehört, um zu wissen, wie gefährlich es sein konnte. »Kann es sich bis zum Lager ausbreiten?« Er tappte neben Pechkralle her, die entschlossen den Weg zum Zweibeinerort eingeschlagen hatte. »Unwahrscheinlich«, antwortete Pechkralle beschwichtigend. »Der Zweibeinerort liegt ein ganzes Stück von der Schlucht entfernt. Doch der Geruch ist ziemlich intensiv, deshalb schauen wir zur Sicherheit lieber nach.« Nachdem sie das Gebüsch hinter sich gelassen hatten, zog Pechkralle das Tempo an. Bald schon flogen sie über die trockene Grasebene, die ihr Territorium vom Zweibeinerort trennte. Mit jedem Pfotenschritt wurde der Geruch stärker, genau wie Habichtpfotes Angst. Hoffentlich ist Dämmerpfote zurück im Lager! Überrascht nahm Habichtpfote Bewegung im Gras wahr. Mäuse und Feldmäuse flohen vor dem Feuer. Eine Maus lief ihm fast direkt vor die Pfoten, erst im letzten Moment drehte sie ab. Ihm lief das Wasser im Maul zusammen. »Schau mal, Pechkralle«, miaute er. »Leichte Beute!« »Jagen können wir später noch.« Pechkralle rannte unbe

irrt weiter. »Erst mal müssen wir sicherstellen, dass dem Clan keine Gefahr droht.« Als sie sich dem Grünfläche-Zweibeinerort näherten, wurde die Luft dichter. Graue Schwaden wirbelten um die Katzen. Der beißende Gestank brannte Habichtpfote in der Kehle und er musste husten. »Bleib zurück«, maunzte Pechkralle. Inmitten der grauen Schwaden konnte Habichtpfote ein rotes Glühen ausmachen, das größer und größer wurde. Er starrte in die roten Zungen, aus denen graue Rauchwolken aufstiegen. Wie ein gefräßiges Tier schienen sie sich von einer Art Zweibeinerstein aus flachen Stöcken zu speisen. Habichtpfote hatte die Zweibeiner mit ihren Jungen manchmal darauf sitzen sehen mit ihrem merkwürdigen Essen, auf das Dämmerpfote so scharf war. Nun loderte das Feuer auf, knisternde orangerote Funken sprühten in die tief hängenden Äste eines Baumes. Dämmerpfote, Wolkenpfote!, dachte er und sah sich angsterfüllt nach seinen Wurfgefährten um. Doch von ihnen gab es keine Spur. Die sind bestimmt längst weg, beruhigte sich Habichtpfote. Ich würde auch gerne verschwinden! Die graue Luft brannte ihm in den Augen, in der Lunge. »Pechkralle, können wir …«, setzte er an. Auf einmal wurde die graue Luft wieder aufgewirbelt. Der Wind drehte, blies nun kräftiger vom Zweibeinerort. Die Flammen schossen hoch und entfachten die unteren Äste eines Baumes. Ein paar Herzschläge lang loderten sie auf, bevor der tiefste Ast krachend neben dem brennenden Zweibeinerstein landete.

Pechkralle schrie auf und stieß Habichtpfote zurück. Jeder Muskel in ihm spannte sich an. Noch nie hatte er solch einen Schreckenslaut von einem Krieger gehört, schon gar nicht von seiner Mentorin. Doch Pechkralles Schrei wurde von kläglichem Jaulen abgelöst, das unter dem Zweibeinerstein hervordrang. Bei dem Knistern und Knacken des Feuers war es nicht leicht zu hören, doch das Jammern kam Habichtpfote schrecklich bekannt vor. »Oh, beim SternenClan, nein! Da stecken Schüler drunter!«, rief Pechkralle. Oh nein! Habichtpfote drehte sich der Magen um. Seine Wurfgefährten waren noch hier und in großer Gefahr. Dämmerpfote … Wolkenpfote! »Bleib zurück!«, versetzte Pechkralle. Ihr Bauch streifte das Gras, als sie mit wehendem Schwanz dem Rauch und dem Feuer entgegenstürmte. Habichtpfote machte sich klein, grub die Krallen in den Boden. Abermals erklang das Jammern, lauter diesmal, nun konnte er auch die verschiedenen Stimmen ausmachen. Dämmerpfote, Wolkenpfote und Kieselpfote stecken alle unter dem Stein! Entgegen Pechkralles Anweisung stürzte Habichtpfote sich ebenfalls in die Flammen. »Ich komme«, jaulte er. Je dichter der Rauch wurde, desto schwerer fiel es ihm, überhaupt etwas zu erkennen. Die grauen Schwaden stachen ihm in die Augen und kratzten ihn im Hals. Hustend tastete er sich vor, bis er Wolkenpfote ausmachen konnte, die zwischen einem brennenden Ast und dem Zweibeinerstein festklemmte. Einen Herzschlag später erkannte er Kieselpfote, die unter

einem seltsamen Stein kauerte, während Dämmerpfote auf der anderen Seite des brennenden Astes über den Boden kroch. Die Schuldgefühle brannten heißer als die Flammen. Ich habe mir gewünscht, dass Dämmerpfote Ärger bekommt, aber doch nicht so! Dann tauchte Pechkralle in dem Rauch auf, kämpfte sich zu Wolkenpfote durch. Habichtpfote überlegte kurz. Wem soll ich jetzt helfen? Dämmerpfote oder Kieselpfote? Kieselpfote schien mehr in Bedrängnis zu sein. Streckenweise hatten sich die Flammen schon einen Weg durch den Zweibeinerstein gebahnt und Teile fielen herab. Kieselpfote duckte sich weg und jaulte auf vor Angst. Hinter ihr krabbelte Dämmerpfote herum, als würde er versuchen, zu ihr zu gelangen. Er rief etwas. Auch wenn Habichtpfote die Worte seines Bruders über das Tosen des Feuers hinweg nicht verstand, die Kopfbewegung war eindeutig. Er will, dass ich Kieselpfote helfe. Aber Dämmerpfote war doch sein Bruder. Könnte ich doch bloß Pechkralle um Rat fragen, aber die kümmert sich gerade um Wolkenpfote. Habichtpfote kam es vor, als hätte er mondelang reglos dagestanden, aber es konnten nicht mehr als ein paar Herzschläge gedauert haben, bevor er sich einen Weg durch die Flammen bahnte, um Kieselpfote zu retten. Sein Instinkt riet ihm, umzukehren und sich in Sicherheit zu bringen, das brennende Gras versengte ihm die Pfoten und heiße Funken landeten in seinem Pelz. Doch er lief weiter, bis er Kieselpfote erreicht hatte, und packte sie im Nacken. »Hier lang, Fellball!«, knurrte er und zerrte sie aus dem Feuer.

Als er Kieselpfote ins Gras fallen ließ, kam Pechkralle, die Wolkenpfote vor sich hertrieb. Aber wo ist Dämmerpfote? Habichtpfote verstand nicht, warum sein Bruder ihnen nicht gefolgt war. Als er in den Rauch blickte, sah er, dass Dämmerpfote nach wie vor neben dem brennenden Ast hockte. Doch nun war er in sich zusammengesackt, rührte sich nicht mehr. Kaltes Entsetzen packte Habichtkralle. »Dämmerpfote!«, jaulte er. Zusammen mit Pechkralle rannte er zurück in die Flammen. Beim Näherkommen entdeckte Habichtkralle, dass sein Bruder mit den Pfoten unter dem dickeren Ende des Astes feststeckte. Sein Herz machte einen Satz, ihm blieb die Luft weg. Dämmerpfote hat mir gar nicht signalisiert, Kieselpfote zu helfen. Ihm sollte ich helfen. Mit den Vorderpfoten stemmten sich Habichtpfote und Pechkralle gemeinsam gegen den Ast, bis er in einem Funkenhagel von Dämmerpfote rollte. Dann packte Pechkralle Dämmerpfote im Nacken und trug ihn aus dem Feuer. Habichtpfote half von hinten nach. Dämmerpfotes Läufe und auch sein Kopf hingen schlaff herunter, er konnte sich nicht mehr selbst bewegen. Kieselpfote und Wolkenpfote lagen noch zusammengesunken am Boden, husteten und wimmerten vor Schmerz. Habichtpfote sah, dass ihr Fell stellenweise versengt war und stark verbrannt roch. Doch zu seiner Erleichterung war keine der Katzen lebensgefährlich verletzt. Allerdings regte sich Dämmerpfote kaum. Hin und wieder unternahm er einen kraftlosen Versuch, den Kopf zu heben,

und hustete matt, aber dann verlor er wieder die Besinnung. Habichtpfote sah ihn besorgt an und rüttelte ihn mit der Pfote. »Dämmerpfote! Dämmerpfote, wach auf«, bettelte er. »Was habt ihr drei hier zu suchen gehabt?«, fragte Pechkralle scharf. Wolkenpfote gab einen traurigen Klagelaut von sich. »Dämmerpfote meinte, wir könnten uns herschleichen und Reste vom Zweibeinerfressen abgreifen.« Habichtpfote konnte die Augen nicht von seinem bewusstlosen Wurfgefährten lassen. Und ich wäre fast dabei gewesen. Mit Scham dachte er daran, dass er Dämmerpfote insgeheim Ärger gewünscht hatte. Pechkralle bekam das nicht mit. Wütend schlug sie mit dem Schwanz nach Wolkenpfote. »Wenn Dämmerpfote dir befehlen würde, von der Klippe zu springen, würdest du das auch tun?« »Ich weiß, dass wir auch schuld daran sind«, wimmerte Wolkenpfote. »Aber als wir kamen, war das Feuer bloß dort, in dem glänzenden Ding da.« Sie zeigte mit der Pfote. »Im Mülleimer, ja«, miaute Pechkralle. »Und warum seid ihr nicht direkt ins Lager zurück und habt uns gewarnt?« »Da schien es noch keine Gefahr zu sein«, mischte sich Kieselpfote ein. »Dämmerpfote glaubte, das Feuer hätte die Zweibeiner vertrieben, weil die sich doch bekanntlich vor allem fürchten, aber wir seien mutig genug und würden uns doch wegen eines kleinen Feuers nicht von den besten Bissen abhalten lassen.« »Da lag etwas drunter.« Wolkenpfote zeigte zum Zweibeinerstein, der nun zu einem glimmenden Haufen zusam

mengefallen war. »Aber dann hat der Wind gedreht, der Ast fiel vom Baum und wir saßen in der Falle. Hätten wir doch bloß nicht auf Dämmerpfote gehört!« Wieder wimmerte sie jämmerlich. »Daran hättest du früher denken sollen«, fauchte Pechkralle. »Dein Selbstmitleid kannst du dir sparen. Wir müssen Dämmerpfote ins Lager schaffen, damit sich Echoklang und Tupfenwunsch um ihn kümmern können.« Sie presste sich neben Dämmerpfote auf den Boden. »Habichtpfote, hilf mir, ihn mir auf den Rücken zu legen.« Habichtpfote schob sich mit den Schultern unter Dämmerpfote und versuchte, ihn auf die schwarze Kätzin zu hieven. Dämmerpfote kam ein wenig zu sich und bohrte die Krallen in Pechkralles Fell. Als Dämmerpfote auf ihr lag, kam Pechkralle wankend auf die Pfoten und trat langsam den Rückweg ins Lager an. Habichtpfote lief neben den beiden, um den Bruder von der Seite zu stützen. Wolkenpfote und Kieselpfote humpelten hinterdrein. Kaum hatten sie den Grünfläche-Zweibeinerort hinter sich gelassen, erklangen in der Ferne auch schon die kreischenden Zweibeinermonster. Und als die Katzen über die Grasebene trabten und ins Unterholz oberhalb der Schlucht abtauchten, wurde das Kreischen immer lauter. Ängstlich betrachtete Habichtpfote seinen Bruder. Er konnte kaum glauben, was geschehen war. »Halt durch, Dämmerpfote …«, wisperte er. Inzwischen hatte Dämmerpfote die Augen vollends geschlossen und reagierte nicht länger auf Habichtpfote. Dämmerpfotes Läufe hingen leblos herunter und er hielt sich auch nicht mehr in Pechkralles Fell fest. Habichtpfote hatte alle Mühe, ihn auf dem Rücken der Kätzin zu stabilisieren.

Habichtpfote hatte das Gefühl, alle Kraft würde ihm aus den Pfoten rinnen, und im Bauch saß ein harter Klumpen, als hätte er Krähenfutter geschluckt. Er war krank vor Schuldgefühlen. Wie hatte er sich nur wünschen können, dass Dämmerpfote Probleme bekäme? Und, schlimmer noch, warum hatte er ihn nicht aus dem Feuer gerettet? War es die falsche Entscheidung, Kieselpfote zuerst zu helfen? Was, wenn ich deshalb meinen Bruder verliere?

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1. KAPITEL

TAUBENFLUG STAND WIE ERSTARRT in der Mitte des Lagers, während sich eine lähmende Stille über den Wald senkte. Aus den Augenwinkeln sah sie zwei bleiche Gestalten, eine Dächsin mit einer langen, gestreiften Nase und einen haarlosen Kater mit geschwollenen, blinden Augen. Sie nickten ihr zu, dann verließen sie die Senke. Einen Augenblick lang wollte Taubenflug hinterherjagen, um sie zurückzuholen und zu erfahren, was jetzt passieren sollte. Mitternacht! Stein! Ihr könnt uns doch nicht einfach so verlassen. Der Wald der Finsternis ist vielleicht besiegt, aber wir haben alles verloren! Die Stille unter den Bäumen wurde von einem gedämpften Weinen unterbrochen. Sandsturm kauerte neben dem bewegungslosen Körper von Feuerstern, der am Fuß des vom Blitz versengten Baumes lag. »Wir haben alles verloren«, flüsterte Taubenflug jetzt hörbar. Sie beobachtete, wie Blattsee ein Bündel Spinnweben auf eine Bisswunde an Rußherz’ Hinterbein presste. Löwenglut stand neben ihnen, seine Schwanzspitze zuckte besorgt hin und her, bis Blattsee ihn fortschickte, um Ringelblume und Rainfarn aus der Höhle der Heiler zu holen.

Millie stieß Taubenflug mit der Schnauze an. »Bist du verletzt?«, maunzte sie. Taubenflug schüttelte den Kopf. InWahrheit hatte sie keine Ahnung, welche Wunden sie aus dem schrecklichen, blutigen Kampf davongetragen hatte. Von der Nase bis zu den Krallen fühlte sie sich taub und von den Kampfgeräuschen hatte sie noch immer Ohrensausen. »Dann hilf uns«, forderte Millie sie auf. Sie schob Taubenflug sanft zum Rand der Lichtung, wo Distelblatt, Mausefell und Rauchfell nebeneinanderlagen. Borkenpelz starrte auf Rauchfell hinab. Ihr hellgrauer Pelz war stumpf vor Blut und wies an Stellen, wo Fellbüschel herausgerissen worden waren, Lücken auf. »Du musst unbedingt zu Blattsee«, drängte ihn Eiswolke und unterbrach sich, während sie sorgfältig Rauchfells federweichen Schweif glatt strich. »Ich werde Rauchfell nie mehr von der Seite weichen«, knurrte Borkenpelz. Er schlug mit der Pfote auf den Boden und seine Krallen bohrten sich in die trockene Erde. »Ich hätte bei ihr bleiben sollen. Sie hätte niemals alleine mit Braunstern kämpfen dürfen. Für ihn war sie nicht mehr als ein Stück Beute!« Eiswolke schaute zu ihm auf und Ärger blitzte in ihren hellblauen Augen. »Meine Mutter hat ihr Leben gegeben, um die Kinderstube zu schützen. Sie ist den Tod einer Kriegerin gestorben. Das solltest du ihr nie vergessen.« Spinnenbein hinkte herbei und legte den Schweif auf den Rücken seines Vaters. »Ich bin sicher, Blattsee kann dich auch hier untersuchen«, ließ er Borkenpelz wissen. »Wir sollten jetzt alle bei Rauchfell sein. Birkenfall hat Fuchssprung zum

Heilerbau gebracht und anschließend will er mit Blattsee zu uns kommen.« Taubenflug tat ihr Vater plötzlich leid. Armer Birkenfall. Rauchfell war sowohl seine wie auch die Mutter von Eiswolke und Fuchssprung gewesen. Ihr Tod würde ihm schwer zu schaffen machen. Sie fuhr zusammen, als Weißflug plötzlich neben ihr stand. Der weiße Pelz der Kätzin war blutgesprenkelt, und Taubenflug öffnete schon das Maul, um sie aufgebracht zum Bau der Heilerkatzen zu schicken. Aber ihre Mutter schüttelte schnell den Kopf. »Das ist nicht mein Blut«, maunzte sie. »Kannst du Charly helfen?« Sie zeigte mit der Schnauze zu einem alten, schwarzen Kater, der sich abmühte, Mausefells Pfoten unter ihrem Körper zu falten. In Taubenflugs Kehle steckte ein unsichtbarer Kloß, der es ihr unmöglich machte, auch nur einen Ton hervorzubringen, aber sie ging zu Charly und hielt Mausefells Beine fest, während er sanft ihre Pfoten unter den Bauch schob, als würde sie schlafen. Die Augen des alten Katers waren nass vor Tränen und er atmete rasselnd. Taubenflug wurde von einer Bewegung am Eingang zur Senke abgelenkt. Häherfeder und Brombeerkralle standen neben dem niedergewalzten Dornengestrüpp, das einstmals das Lager geschützt hatte. »Ich gehe jetzt zum Mondsee«, verkündete Brombeerkralle. »Der DonnerClan braucht mehr denn je einen Anführer.« Er stockte, als sein Blick auf den flammenfarbenen Körper im Schatten fiel. Leiser fuhr er fort: »Und jetzt muss ich wohl der Anführer sein.« Er schaute auf Eichhornschweif, die ihn gramgebeugt aus grünen Augen ansah. »Eichhornschweif, ich

übertrage dir als meiner Stellvertreterin die Verantwortung für den Clan.« Ohne ein weiteres Wort drehte er sich herum und sprang über die Dornen. Häherfeder folgte ihm bedächtig. Sein grauer Pelz schimmerte im Licht des Mondes wie Wolken. Eichhornschweif kletterte auf die Hochnase, als würde ihr jeder Knochen im Leib wehtun, und schaute auf ihre Clan-Gefährten hinab. »Bevor wir irgendetwas anderes machen, müssen wir uns um unsere Wunden kümmern. Untersucht euch selbst sorgfältig und geht zum Heilerbau, wenn ihr verletzt seid.« Ihre Stimme klang teilnahmslos, als hätte der Kampf ihr auch das letzte bisschen Mitgefühl genommen. »Die Zeit für Heldentaten ist vorbei«, maunzte sie. »Der Clan braucht jetzt jeden Einzelnen von uns, und zwar in bester Verfassung. Wenn ihr also irgendwelche Verletzungen habt, dann lasst sie behandeln.« Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie Borkenpelz an, der den Blick endlich von Rauchfell hatte lösen können. »Das heißt, du auch«, schloss Eichhornschweif. Taubenflug musterte ihre Flanken und betrachtete kurz die Pfoten, konnte aber keine Wunde erkennen, die versorgt werden musste. Deshalb fing sie an, die Ohren von Mausefell sauber zu lecken. Charly legte ihr den Schweif auf den Rücken. »Darum kann ich mich jetzt kümmern«, maunzte er barsch. Taubenflug trat einen Schritt zurück, damit der alte Kater Platz hatte. Schmerzgepeinigt schloss sie die Augen, als sie Charlys Zunge über Mausfells Pelz lecken hörte. Was soll er bloß ohne dich tun, Mausefell? Neben ihr zupfte eine silberweiße Kätzin Blattreste aus Distelblatts Ohren. Taubenflug drückte sich an ihre Schwester. »Alles in Ordnung, Efeusee?«

Die silberweiße Kätzin miaute, ohne aufzuschauen. »Dank Distelblatt bin ich noch am Leben, nicht wahr?« Efeusee ließ die Schnauze über Distelblatts Rücken gleiten. »Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte Habichtfrost mich getötet. Distelblatt hat ihr Leben für mich gegeben!« Taubenflug zuckte zusammen, als sie das Zittern in Efeusees Stimme hörte. »Vergiss nicht, dass Distelblatt dir jetzt zuhört«, maunzte sie leise. »Sie wird nie bereuen, was sie getan hat.« Auf der anderen Seite von Distelblatts Körper sah Minka sie zustimmend an. Sie war dabei, Distelblatts Pelz mit ihren Krallen so sanft wie möglich zu glätten, als könnte diese es noch spüren. »Sie ist wie eine wahre Kriegerin gestorben«, bekräftigte sie. Pfoten trommelten über die Lichtung. Taubenflug drehte sich um und sah Farnpelz heranstürmen. »Hat irgendjemand Ampferschweif gesehen?«, maunzte er laut. Die braunen Flecken in ihrem weißen Pelz schimmerten, als Lichtherz sich aus den Überresten des Ältestenbaus schob. Aus dem Gewirr der zerbrochenen Äste war das gedämpfte Maunzen ihrer drei Jungen zu hören. »Ist es immer noch gefährlich, rauszugehen?« »Sind diese toten Katzen jetzt fort? Die waren böse!« »Aua. Taujunges tritt mich!« Lichtherz wandte sich um. Ihrem schwer gezeichneten Gesicht sah man die Anspannung deutlich an. »Wartet hier!«, maunzte sie. »Ich verspreche euch, dass ihr bald herauskönnt.« Sie wandte sich wieder Farnpelz zu. »Ich habe gesehen, wie Ampferschweif in die Kinderstube gegangen ist. Versuch es erst mal dort.«

»Danke.« Farnpelz trabte in Richtung des Brombeergebüschs, das dank Rauchfells Tapferkeit unzerstört geblieben war. Taubenflug schüttelte den Kopf und versuchte, das Summen in ihren Ohren loszuwerden. Etwas stimmt hier nicht, dachte sie. Ich sollte Ampferschweif hören können – aber ich höre sie nicht. »Alles in Ordnung?«, fragte Efeusee. Taubenflug wandte die Augen nicht von der Kinderstube, als Farnpelz hineinschlüpfte. »Mir geht es gut«, miaute sie leise. »Nein.« Das eine Wort von Farnpelz krachte wie ein Felsbrocken in die Stille auf der Lichtung. Taubenflug war schon am Eingang zur Kinderstube, bevor sie überhaupt mitbekommen hatte, dass ihre Pfoten sich bewegten. Farnpelz stand am Rand von Ampferschweifs Nest und starrte auf den reglosen Körper seiner Gefährtin. Die Luft war schwer vom Geruch nach Blut, das Taubenflug feucht unter ihren Pfoten kleben spürte. Hinter Ampferschweif tauchte ein winziger, dunkelgrau getigerter Kopf mit riesigen, angstgeweiteten Augen auf. »Sie wird einfach nicht wach!«, quiekte Lilienjunges. »Wir versuchen immer wieder, sie aufzuwecken, aber sie schläft noch!« Ihre Wurfschwester Saatjunges erschien. Ihr goldbraunes Fell stand in alle Richtungen ab, sodass sie wie ein Igel aussah. »Ist sie vom Kämpfen wirklich so müde? Was glaubst du?« »Müde …«, flüsterte Farnpelz, ohne die Augen von seiner Gefährtin zu wenden. Ampferschweif hatte die Augen bis auf einen schmalen Spalt geschlossen, als wäre sie gerade erst eingenickt.

»Lilienjunges, Saatjunges, kommt mit mir«, drängte Taubenflug. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Krächzen. Die Jungen krabbelten über ihre Mutter. »Tut mir leid, Mama«, maunzte Lilienjunges, als eine ihrer Pfoten in Ampferschweifs Ohr rutschte. Taubenflug versuchte, ihren Schrecken nicht zu zeigen, als sie sah, dass der Bauch der Jungen blutverschmiert war. Sie warf einen Blick auf Farnpelz, aber er schien völlig abwesend. Er war zusammengebrochen, lag um den Kopf von Ampferschweif gerollt und drückte seine Schnauze an sie. »Wach auf, mein Liebling«, maunzte er leise. »Unsere Jungen brauchen dich. Du kannst uns jetzt nicht im Stich lassen.« Taubenflug schob die Jungen zum Eingang. »Ich glaube, Papa ist traurig«, piepste Saatjunges. »Soll ich nicht hierbleiben und ihn trösten?« »Nein, lass ihn mal in Ruhe«, drängte Taubenflug. Sie folgte den Jungen auf die Lichtung. Vor dem Bau standen eine Reihe Katzen mit angstgeweiteten Augen. Als sie die kleinen, blutverschmierten Katzen sah, schnappte Lichtherz nach Luft. Sie stürzte vorwärts und miaute dabei zurück: »Wolkenschweif, sag unseren Jungen, sie sollen bleiben, wo sie sind.« Ihr Gefährte lief zu den Überresten des Ältestenbaus, während Lichtherz Lilienjunges und Saatjunges mit dem Schwanz an sich zog und anfing, ihr verschmutztes Fell zu lecken. Über ihre Köpfe hinweg schaute sie Taubenflug fragend an. Taubenflug miaute zustimmend. Lichtherz beugte sich über Ampferschweifs Junge und zog sie noch fester an sich. Eichhornschweif kam herbeigetrabt. »Was ist los?« »Ampferschweif ist tot«, würgte Taubenflug hervor, jedes Wort so scharf wie eine Kralle.

Kirschfall schwankte sichtbar auf den Pfoten und Weißflug schloss mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen. Eichhornschweif sah verwirrt aus. »Aber … aber es ging ihr doch gut. Sie hat nichts davon gesagt, dass sie verwundet ist.« Die rotbraune Kätzin schaute reihum ihre Clan-Gefährten an. »Hat irgendjemand mitbekommen, dass sie verletzt worden ist?« Sandsturm trat vor. Ihre Augen waren noch immer feucht von der Trauer um Feuerstern. Sie legte den Schweif auf Eichhornschweifs Rücken. »Wenn sie so schwer verletzt war, dann hätten wir ihr sowieso nicht mehr helfen können.« Eichhornschweifs Schwanz peitschte hin und her. »Wir hätten es versuchen können!« Aus dem Inneren der Kinderstube war ein klagender Schrei zu hören. »Ampferschweif! Verlass mich nicht!« »Ich werde zu ihm gehen«, schlug Millie vor und schlüpfte zwischen den Brombeerranken hindurch. »Er sollte in so einem Augenblick nicht alleine sein.« Graustreif trat vor. Schockiert bemerkte Taubenflug, wie alt und müde er aussah. »Der Wald der Finsternis hat ein weiteres Opfer gefordert«, verkündete der Krieger. »Möge Ampferschweif vom SternenClan aus über uns wachen.« Er neigte den Kopf. Eichhornschweif umkreiste sorgenvoll ihre Clan-Gefährten. »Ich habe euch doch gesagt, ihr sollt nachsehen, ob ihr verletzt seid. Habt ihr das jetzt gemacht? Ich will nicht, dass noch eine Katze durch meine Schuld stirbt.« Schuldbewusst leckte Taubenflug einen Kratzer an ihrer Flanke. Sie sollte sich behandeln lassen, bevor er sich entzündete. Die Kätzin machte sich auf zum Heilerbau. Drinnen half Spinnenbein Blattsee dabei, die klaffende Bisswunde an

Fuchssprungs Bauch mit zerstoßenen Blättern zu polstern. Fuchssprung lag sehr ruhig da, und nur das Flackern seiner Augenlider ließ erkennen, dass er lebte. Blattsee blickte auf. »Bist du verletzt, Taubenflug? Hat es Zeit?« Ihre bernsteinfarbenen Augen waren riesig vor Kummer. »Ampferschweif ist tot«, maunzte Taubenflug. Blattsee sprang auf und stolperte fast über Fuchssprung. »Was? Sie hat mir nicht gesagt, dass sie verletzt ist!« »Sie hat keinem etwas gesagt.« Taubenflugs Maunzen war fast nicht zu verstehen. »Ich glaube, sie wollte einfach bei ihren Jungen sein.« Die Heilerkatze sackte in sich zusammen. »Jetzt kann ich ihr auch nicht mehr helfen. Lass mich die Behandlung von Fuchssprung abschließen, dann komme ich mit ein paar Kräutern und Spinnweben raus und behandele dich und alle anderen, die ich noch nicht untersucht habe.« Taubenflug trottete zurück auf die Lichtung. Die Körper ihrer drei getöteten Clan-Gefährten waren von kleinen Gruppe ihrer Verwandten und engsten Freunde umgeben. Efeusee hatte sich neben Distelblatt zusammengerollt und leckte das weiche, schwarze Fell ihres Rückens. Hummelstreif stand neben seinem Vater an Feuersterns Körper. Der hellgraue Kater fing ihren Blick auf und zuckte mit den Ohren, als würde er ihr vorschlagen, zu ihr zu kommen, aber Taubenflug schüttelte den Kopf. Graustreif brauchte ihn jetzt mehr. Wolkenschweif und Beerennase suchten derweil im zerstörten Kriegerbau nach Überresten von Nestern. Während Taubenflug zusah, lief Eichhornschweif zu den beiden Katzen und wies sie an, die Suche zu beenden.

»Bis Sonnenuntergang schaffen wir das sowieso nicht mehr«, maunzte sie und klang jetzt ruhiger, mehr wie die Stellvertreterin eines Anführers. »Wir sollten uns etwas ausruhen, bevor Brombeerkralle zurückkommt.« Und dann wird er Brombeerstern sein, dachte Taubenflug. Sie fand eine saubere Stelle und legte sich in den Sand bei den Baumstümpfen, wo die Schüler am liebsten Springen übten. Sie ringelte den Schweif über die Vorderpfoten, schaute hinauf in den Himmel und versuchte, die neuen Krieger zu erkennen, die zum SternenClan gestoßen waren. Aber die Sterne waren nicht mehr als kalt glitzernde Lichtpunkte an einem unermesslich tiefen Himmel und Taubenflug fand keinen Trost in ihnen. Haben wir den Kampf wirklich gewonnen? Denn wie ein Sieg fühlt sich das wirklich nicht an. Sie spitzte die Ohren und versuchte angestrengt zu hören, wie die anderen Katzen mit ihren Toten und Verwundeten umgingen, aber sie nahm nur ein sanftes Rauschen wahr, als würde der Wind durch das dichte Laub der Bäume streichen. Um die Senke herum ragte der Wald dunkel und voller drohender Schatten auf, und Taubenflug fragte sich, ob sie sich jemals wieder sicher fühlen würde.

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